Kennel - Topp oder Flop?
Wie die meisten Frauchen habe auch ich bevor Oscar bei uns eingezogen ist Recherche nach der perfekten Welpenausstattung betrieben. Dem neuen Familienmitglied sollte es ja schließlich an nichts fehlen. Zum Glück habe ich in solchen Situationen immer einen sehr sachlichen Ehemann an meiner Seite. Ich hatte mich daher zunächst mit dem Erstellen einer Liste begnügt. Die Dinge die ich glaubte zu benötigen wurden mit verschiedenen Wertigkeiten benotet. Am Ende blieb trotzdem noch eine Menge „Sehr wichtiges“ über. Heute kann ich darüber auch nur lachen.
Bevor ich jedoch die endgültige Bestellung aufgegeben habe, hielt ich Rücksprache mit unseren Züchtern. Was hielten sie für nützlich, eventuell sogar notwendig? Ein Teil der Liste war ein Kennel (Gitterbox). Solch eine Box wollte ich für das Auto bestellen. Frau Sundmäker sagte mir, dass ihre Hunde alle den Kennel lieben. Sie ziehen sich dahin gerne wie in einer Art Höhle zurück, wenn sie mal ihre Ruhe haben möchten. Das fand ich gut und es klang einleuchtend. Also wurde aus der Menge 1 x Kennel schnell ein 2 x Kennel. Für zu Hause habe ich sogar noch eine Nummer größer bestellt, als für einen Labrador notwendig. Ein weiterer Tipp im Bezug auf nützliches Welpenzubehör waren die Vetbeds. Ein Vetbed ist eine rutschfeste Unterlage welche oben schön flauschig ist, und die Feuchtigkeit nach Unten transportiert. Ein Vetbed ist die ideale Unterlage für den Kennel, oder als Lieblingsschlafplatz. In Ordnung – Vetbeds kamen auch auf die Liste.
Am Ende hielt sich unsere Welpenausstattung dennoch in Grenzen. Rückblickend würde ich sagen, ich habe keine unnützen Gegenstände bestellt und eine Gute Auswahl getroffen.
Dann endlich war es soweit. Wir konnten unseren Oscar abholen und ihm sein neues zu Hause zeigen. Der Kennel mit den nagelneuen flauschigen Vetbed stand einsatzbereit in einer ruhigen Ecke, von der er uns gut im Blick hat. Oscar hat auch nicht lange gebraucht um die Box zu finden und kletterte auch sofort hinein. Was dann passierte glaubt ihr nicht. Er hockte sich hin und pullerte! Das hatte ich nun nicht erwartet, sollte dies doch der super tolle Rückzugsort von meinem Liebling werden. In Ordnung. Vielleicht hatte Oscar mit dem Kennel ja auch nur einen schlechten Start, und ich hatte die Anzeichen nicht erkannt, dass er sich lösen mußte. Ich habe ihn also sofort gepackt und in den Garten gebracht. Danach wurde die Box sauber gemacht. Das Vetbed hielt was es versprach. Vorsichtshalber habe ich es aber gegen ein frisches ausgetauscht. Geschlafen hat Oscar in seiner ersten Nacht nicht im Kennel. Am nächsten Morgen kletterte er wie selbstverständlich hinein, und was glaubt ihr was er getan hat? Genau – er pullerte hinein! Kommentarlos habe ich mir das Herzchen geschnappt und wieder in den Garten gebracht. Nach dem Saubermachen habe ich Rücksprache mit der Züchterin gehalten. Denn ich hatte so einen Verdacht. Die Wurfkiste der Ottifanten war komplett mit Vetbeds ausgelegt. Und natürlich auch die Ecke, in der sich die Welpen lösen durften. Die Ecke hatte sogar eine Stufe, ähnlich wie der Eingang zum Kennel. Also hatte unser kluges Kerlchen wohl gedacht es handele sich hier um sein Hundeklo. Wir haben dann das Vetbed aus der Box genommen, und Oscar hat beim nächsten Besuch auf die blanke Schale gemacht. Das hat natürlich gespritzt und er fand das wohl nicht angenehm. (Keine Angst, zwischendurch haben wir es auch geschafft ihn rechtzeitig hinaus in den Garten zu bringen, damit er seine Geschäfte erledigen konnte.)
Die nächsten Mahlzeit habe ich ihm dann in der Box gefüttert, um ihm zu zeigen das hier auch ganz tolle Sachen passieren. Danach hat er nie wieder in seine Höhle gemacht. Aber nun hatte er überhaupt keinen Grund mehr hinein zu gehen. Geschlafen hat er darin keine einzige Nacht, noch nicht einmal ein kleines Nickerchen zwischendurch.
Wir haben ihn aber auch nicht dazu gezwungen hinein zu gehen. Die Türe stand stets offen. Ich habe ihn nur ein einiges Mal darin eingesperrt. Und das auch nur zu seiner eigenen Sicherheit, als er mir mit ca 7 Wochen mit der Schnauze einen Tischläufer vom Esstisch gezogen hatte und alles was sich darauf befand mit lautem Klirren und Scheppern auf dem Boden landete. Die Zeit in der ich die Scherben aufgesammelt habe musste Oscar im Kennel verbringen.
Die riesige Kiste steht also weiterhin ungenutzt in der Bibliothek. Nun ja – die geräumige Ablagefläche oben drauf ist schon ganz praktisch, aber dafür gibt es sicher dekorativere Einrichtungsgegenstände.
Als Oscar ein paar Monate alt war, hat er sich morgens einige Male übergeben. Ich hatte gelesen, dass dies an der übermäßigen Produktion von Magensäure liegen konnte. Von da an haben wir eingeführt, ihm vor dem zu Bett gehen, eine Betthufperl zu geben. Zu diesem Zweck habe ich eine große Metalldose mit Zwieback gefüllt. Schnell hat sich aus dem Betthufperl ein Ritual entwickelt: Wir kommen von der letzten Gassi-Runde nach Hause. Ich nehme die Metalldose aus dem Regal und stelle sie oben auf den Kennel. Oscar kommt sofort gelaufen und setzt sich in die Box. Durch die Gitterstäbe bekommt er ein Bröckchen. Den Rest fülle ich in den Napf und sage ihm „komm raus - nimm“. Danach geht es ins Bett. Nach kurzer Zeit reichte es aus die Dose nur in die Hand zu nehmen. Sofort kam Oscar gerannt und setzt sich in den Kennel. Seit dieser Zeit hatte die Box zumindest 30 Sekunden am Tag ihre Daseinsberechtigung.
Vor etwa zwei Wochen hatte ich mir beim Aufräumen überlegt, ob wir dieses hässliche Einrichtungsstück nicht einfach zusammen klappen sollten, da es ja inzwischen seit über einem Jahr nutzlos in der Ecke stand. Das Betthufperl könnte Oscar auch an einer anderen Stelle zu sich nehmen. Ich sprach am Abend mit Christian darüber. Nun kommt der Hammer: Seit diesem Tag verteidigt Oscar seine Höhle und geht mindestens einmal am Tag hinein, schläft und schnarcht selig darin.
Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass der Kennel nun weiterhin an Ort und Stelle bleiben wird...
Nachtrag: Das Betthufperl bekommt Oscar nur noch in seinen Napf. Und ein Stückchen knabbert er sofort. Aber nicht mehr im Kennel - den haben wir endgültig abgebaut. Inzwischen haben die Box abgegeben und hoffen das die neuen Besitzer ihm mehr zu schätzen wissen. Bei uns war der Kennel wohl eher ein Flop.