Kanu-Tour auf der roten Riede

Mai 2015: Dream-Team erneut auf großer Fahrt...

Unterwegs in Rhauderfehn auf der roten Riede

Einige von Euch haben sicher unseren Bericht “Kanutour auf der Wupper” gelesen, und freuen sich schon seit längerem auf die Fortsetzung unserer Reise auf dem Wasser. Wir hatten schon viel früher vor solch eine Tour zu wiederholen, doch hat es bisher leider nicht geklappt.

Zu Oscars 5. Geburtstag wollten wir das lange Wochenende für einen Kurzurlaub nutzen. Vor der Abreise suchte ich nach einem schönen Ausflugsziel für diesen Tag. Etwas in der Umgebung sollte es sein, und mit Wasser natürlich. Bei der Recherche fiel mir eine Anzeige von “Paddel und Pedal” ins Auge. Wenn auch weniger auf Grund des “Pedal” - weckte auf jeden Fall das “Paddel” großes Interesse. Ich verfasste kurzer Hand eine Mail an eine der 21 Stationen in Ostfriesland und frage nach, ob es wohl erlaubt sei einen Hund mit an Bord zu nehmen. Die Antwort fiel positiv und vielversprechend aus. Was für tolle Neuigkeiten! Ich konnte es kaum erwarten meinen Plan Oscars Herrchen mitzuteilen.

Gesagt – getan – gepaddelt wäre sicher die Kurzfassung unseres Ausflugs. Aber da ich weiß, dass schon mein erster Kanubericht den ein oder anderen von Euch zum lesen und schmunzeln im gemütlich, warmen und vor allem trockenen zu Hause angestiftet hat, dabei auch noch die ein oder andere Tasse Kaffee und vielleicht sogar ein Keks verdrückt wurden, folgt nun die ausführliche Fortsetzung von “Dreamteam auf Kanutour”. Also: lehnt Euch zurück und seit gespannt...

Geplant war unsere Tour für einen Freitag Mittag im Mai. Die Wettervorhersage war vielversprechend. Doch sollte sie wie so oft nicht allzu genau sein. Der Vormittag war mit 9 Grad und wolkenverhangenem Himmel nicht gerade ansprechend. Und bei einer 100 prozentigen Kenterwahrscheinlichkeit wollte ich mir erst gar nicht vorstellen wie kalt das Wasser sein würde. Von der Weiterfahrt in tropfnasser Kleidung mal ganz abgesehen.

Wir wollten uns den geplanten Ausflug aber nicht vermiesen lassen und beschlossen am frühen Nachmittag dennoch in Richtung Rhauderfehn aufzubrechen. Bis zur Abfahrt klarte es sogar etwas auf, auf und die Sonne lies sich höchst persönlich blicken. Also wurden schnell noch einige Dinge wie trockene Wechselkleidung, Wasserschuhe, Kamera, Ersatzleine, Halsband und und und in den Rucksack gepackt und schon konnte der Spaß beginnen.

Die Station von Paddel und Pedal war schnell gefunden, und es herrschte bereits reges Treiben im angrenzenden Café. Am Steg kam gerade eine größere Gruppe Kanuten zurück welche ihre Fahrt schon beendet hatten.

Oscar war beim Anblick der Kanadier kaum noch zu bremsen. Er wedelte in bekannter Labbi-Art mit dem ganzen Körper und konnte gar nicht schnell genug ans Wasser und zu den Booten kommen. Christian hat mit Hilfe des Betreibers Herrn Anneken einen Kanadier für uns zu Wasser gelassen und saß auch schon auf seinem Platz im hinteren Teil des Bootes. Nun sollten Oscar und ich die Anlegestelle hinunter kommen. Schon dies sollte sich als erste Herausforderung herausstellen. Oscar war ja so aufgeregt und voller Freude - am liebsten wäre er sofort auf Christian zu gestürmt. Aber irgendwie wollte ich es dieses Mal besser machen und konnte gerade noch verhindern das Kanu schon vor der Abfahrt zum kentern zu bringen. Christian ist nochmal ausgestiegen und ich ließ mich vorne im Bug des Kanadiers nieder.

Bereits im Vorfeld hatte ich mir überlegt das “Hop” wohl nicht das richtige Kommando für den Einsieg in die wackelige Nussschale sei. Bedeutet dies für Oscar beim Agility doch “Hop – hier drüber über die Hürde”. Ich meine da wären Missverständnisse doch vorprogrammiert. Wer will ihm verdenken wenn er auf Kommando “Hop” einen großen Satz mit anschließendem Bauchplatscher ins Wasser macht? Stattdessen wollte ich es mit einem “Zu mir” und einem Leckerchen versuchen.

Dies schien meine liebe Fellnase zunächst aber überhaupt nicht zu interessieren. Denn: Er hatte Durst. Unglaublichen, ja fast nicht auszuhaltenden, fürchterlichen, unstillbaren Durst! Deshalb hat er sich mal erst lang auf den Steg gelegt, die Pfoten robbten nach vorne, und er hat gefühlte 5 Minuten genüsslich getrunken. Dann endlich konnte ich meinen Versuch des Einsteigens starten. “Zu mir”.... er schaute mich an - erst eine Vorderpfote, dann eine zweite, und mit einem kurzen Ruck die beiden Hinterläufe. Dann... nichts! Er saß im Kanu. Und vor allem: Auch ich saß noch im Kanu! Juhu! Das war doch schon mehr als bei unserer Jungfernfahrt. Super gemacht! Nun hat auch Christian seinen Platz im Boot eingenommen. Und ja nun saßen wir zu dritt im Kanu, ganz ohne eine Rolle, Kentern und nasse Klamotten. Wunderbar! Herr Anneken verabschiedete sich und wir blieben mal erst noch einen Moment am Anlieger.

Hürde genommen, alle noch trocken – die Fahrt konnte los gehen.

Am Anleger war eine Haltestange angebracht und so konnten wir uns alle erst einmal einen kurzen Augenblick an das Schaukeln gewöhnen. Langsam entspannte Oscar sich und der Kanadier setzte sich tatsächlich in Bewegung. Meine Aufgabe beschränkte sich zunächst darauf dafür Sorge zu tragen das Oscar im Kanu blieb. Was in seinen Augen sicherlich absoluter Quatsch war. Warum soll man sich in so einer wackeligen Nussschale bewegen wenn man doch schwimme kann? Aber eigentlich ist das ja wurscht. Wenn die Zweibeiner das so wollen wird´s halt gemacht!

Die Fahrt ging vorbei an grünen Wiesen und Bäumen. Die Landschaft war wirklich schön.

Kurz nach dem Start stand ein Spaziergänger oben auf dem Deich. Ich hielt schonmal vorsichtshalber den Atem an. Bitte – nicht ansprechen, nicht winken. Kein Spruch was für ein süßes Bild doch der Hund im Kanu ist. Ich kenne doch meine Fellnase – wenn er merkt das sich einer für ihn interessiert gibt er einfach alles. Zum Glück konnte ich ihn ablenken, bevor Hund oder Mann zu Höchstformen auflaufen konnten. Ich versuchte es mit einem “Platz” und Oscar legte sich Popo voran in die Spitze des Kanus und schaute mich an. Was ich dabei natürlich nicht bedacht hatte war, dass er aus dieser Perspektive einen wunderbaren und direkten Blick auf sein heiß geliebtes Herrchen hatte. Prompt versuchte er auch unter meinem Sitz nach hinten ins Boot zu robben. Frauchen wusste dies gerade noch mit einem “zurück” zu verhindern, und die Fahrt konnte weiter gehen.

Hürde genommen, alle noch trocken – die Fahrt ging weiter.

Wir paddeln genüsslich weiter, wobei WIR ganz klar heißt Christian paddelt weiter, und Frauchen konzentriert sich auf die Galionsfigur im Bug. Die ganze Sache entspannt sich zunehmend, und wir passieren noch weitere Spaziergänger.

Hürde genommen, alle noch trocken – die Fahrt ging weiter.

Nach einer gemütlichen Weiterfahrt musste die erste Brücke unterquert werden. Oscar war dies jedoch etwas unheimlich. Es war ein bisschen dunkler unter der Brücke, und oben hörten wir einige Auto welche über unsere Köpfe brausten. Ich blieb ganz ruhig und konnte ihn so davon überzeugen das alles halb so schlimm ist. Super gemacht!

Hürde genommen, alle noch trocken – die Fahrt ging weiter.

Inzwischen werde ich etwas übermütig, sind wir doch schon eine ganze Weile AUF dem Wasser unterwegs. Ich lasse mir von Christian die Kamera reichen um ein paar Fotos von Oscar im Kanu, und der schönen Natur zu machen. Dabei habe ich die voraus paddelnden Enten wohl ganz übersehen. Oscar ist dieser Fehler selbstverständlich nicht unterlaufen! Mit einem Satz heben die beiden Vorderpfoten zeitgleich mit den Enten ab. Ich konnte ihn gerade noch mit einem beherzten Griff ans Halsband daran hindern einen Sprung ins Wasser zu machen. Die Enten flattern davon, mein Herz flattert ebenfalls, und Oscar sitzt total relaxed vorne im Kanu als wenn nichts gewesen wäre.

Hürde genommen, alle noch trocken – die Fahrt ging weiter.

Auf dem nächsten Stück der Route habe ich es dann doch noch geschafft das ein oder andere Foto zu machen und sogar einige Videos gedreht. Es ging eine ganze Weile recht beschaulich und gemütlich weiter.

Nach einer Kurve konnte ich sie schon sehen – ein entgegenkommendes Kanu mit Jugendlichen. OK – die nächste Herausforderung stand an. Ich kann mich noch sehr gut an unsere erste Fahrt mit dem Kanu erinnern. Sobald wir neben einem anderen Boot hergefahren sind fand Oscar das seeeeehr spannend. Am liebsten wäre er mal kurz von unserem Boot in das andere gestiegen, hätte alle Insassen begrüßt um dann wieder zurück zu uns zu kommen. Dieses Mal sollte ihn auch das überhaupt nicht interessieren. Wir (immer noch Christian) paddelten gemütlich mit einem freundlichen Gruß an einander vorbei.

Hürde genommen, alle noch trocken - die Fahrt ging weiter.

Als nächstes kreuzte eine Kamikaze-Ente unseren Weg. Ganz langsam schwamm sie vom einen Ufer an das andere. Direkt vor unseren Nasen. Da ist es schon ein großer Vorteil, wenn das Gewässer keine starke Strömung hat und man die Geschwindigkeit des Kanus an die der Ente anpassen kann. So konnten wir genügend Abstand wahren und Oscar blieb seelenruhig im Bug sitzen.

Hürde genommen, alle noch trocken – die Fahrt ging weiter.

Einige Meter voraus konnte ich schon ein weiteres Kanu nahen sehen. Genau an der Stelle wo wir uns treffen würden, ragte jedoch ein Ast ins Wasser, und auch unterhalb der Wasseroberfläche konnten ich noch Teile des Baumes sehen. Hier war wieder einmal das ruhige Wasser auf unserer Seite, Christian konnte einfach das Tempo drosseln und das Hinderniss gekonnt umschiffen. Das herankommende andere Kanu hat uns zwar eng passieren müssen, aber Oscar war inzwischen so cool das er es nicht sonderlich zur Kenntnis genommen hat.

Hürde genommen, alle noch trocken – die Fahrt ging weiter.

Inzwischen waren wir eine knappe Stunde gut und trocken AUF und nicht im Wasser unterwegs. Also beschlossen wir den Rückweg anzutreten. Souverän wurde eine Wende eingeleitet.

Auf dem Rückweg hatten wir (immer noch Christian) mit etwas Gegenwind zu kämpfen, und ich muss gestehen das ich froh über meine trockenen Klamotten war, denn langsam wurde es kühl auf dem Wasser. Obwohl ich für diese Äußerung in meinem Rücken das ungläubige Kopfschütteln unseres pustenden Ruder-Mannes genau gespürt habe.

Ob ihr es glaub oder nicht, auf dem Rückweg begegneten wir an der gleichen Stelle wieder der Kamikaze-Ente. Und auch dieses Mal paddelte sie gemütlich vor uns von rechts nach links über das Wasser. Oscar war inzwischen so entspannt das er sie schon gar nicht mehr wahr genommen hat.

Hürde genommen, alle noch trocken – die Fahrt ging weiter.

Zwischendurch hat Oscar sogar versucht sich vorne in die Spitze des Kanadiers zu legen. Was aus meiner Perspektive einfach zu lustig aus sah. Gemütlich scheint es aber nicht gewesen zu sein, denn er saß recht schnell wieder vor mir, und legte seinen Kopf lieber auf mein Bein. Auch diese Hampelei haben wir mittels Gewichtsverlagerung gut überstanden.

Hürde genommen, alle noch trocken – die Fahrt ging weiter.

Die Reise ging weiter und als nächstes mussten wir die Brücke wieder unterqueren. Hier wurde Oscar noch einmal ein bisschen unruhig. Aber ich muss zugeben, ein bisschen unheimlich war es auch da drunter. Was soll ich schreiben?

Hürde genommen, alle noch trocken – die Fahrt ging weiter.

Inzwischen war es nicht mehr weit bis zur Station von Paddel und Pedal. Nur noch eine Kurve und ein Stückchen den Kanal entlang. Ich dachte mir gerade ob Oscar das auch weiß, denn er wurde ein bisschen unruhig und die Nase ging ziemlich schnell. Roch er etwa Kaffee und Kuchen? Als wir um die Kurve kamen wusste ich dann warum. Genau vor uns schwamm eine Entenmutter mit ihrem Nachwuchs. Oha! Ein klares “Bleib” war zum Glück bereits ausreichend um der jungen Familie sicheres Geleit zu gewähren. Schnell waren sie am Ufer angelangt und wir glitten vorbei.

Hürde genommen, alle noch trocken – die Fahrt ging weiter.

Die Anlegestelle kam inzwischen in Sichtweite. Sollte es wirklich wahr werden? Eine Kanutour des Dreamteam bei dem alle Füße und Pfoten trocken bleiben? Ist so etwas denn wirklich möglich mit unserer heiß geliebten wilden Wutz? Nun ja – man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, oder wie heißt es so schön?

Wir paddeln, ok – ich gebe es jetzt endgültig zu: Christian paddelt, denn ich habe mein Paddel auf der ganzen Tour nicht ein einziges Mal ins Wasser getaucht. Es geht also weiter Richtung Anleger. Christian manövriert uns in “Parkposition”. Auf sein Kommando soll ich an die Haltestange greifen. OK – gesagt getan: Wir sind zurück. Ich sage zu Oscar “aussteigen” und er hopst aus dem Kanu. Ich selbst krabbel hinterher. Jetzt bloß keinen Fehler machen! Puh – auch ich bin mit den Füßen wieder an Land. Als letztes erhebt sich Christian aus dem Kanu und 4 trocken Füße und 4 trockene Pfoten sind zurück an Land. Ja damit hättet ihr nicht gerechnet!

Hürden genommen, alle trocken – die Fahrt war beendet!

P.S. Zur Belohnung durfte Oscar natürlich nochmal ausgiebig trinken und ins Wasser springen, aber nicht am Anleger und nicht in direkter Reichweite eines Kanus. Besser ist Besser - wir wollen das ganze ja nochmal wiederholen...